Zurück

Jeder dritte Berufstätige will früher aufhören. Umfrage zum Ruhestand

img

Doch muss das auch finanziert werden. Hier setzen die Menschen auf unterschiedliche Strategien – und besonders Ältere auf die bAV. Doch geht es um mehr als nur die Rente. Arbeitgeber, die ihren Beschäftigten mehr Flexibilität im Umgang mit Lebens- und Arbeitszeit ermöglichen wollen, sollten sich das Zeitwertkonto genauer ansehen, erläutert Christof Quiring.

Bis zum gesetzlichen Rentenalter von 65 bzw. 67 Jahren arbeiten? Ohne mich, sagt fast jeder dritte Deutsche. So planen 32% der Berufstätigen früher in Rente zu gehen. Das zeigt eine Umfrage unter 2.000 berufstätigen Deutschen ab 18 Jahren, die im Auftrag von Fidelity International vom Marktforschungsinstitut YouGov Deutschland GmbH durchgeführt wurde.

Die Strategie der Finanzierung

Bei der Frage nach der Finanzierung des Vorhabens kommen verschiedene Strategien zum Einsatz, mitunter auch kombiniert. Knapp die Hälfte der Befragten mit der Absicht, vorzeitig in Rente zu gehen (47%), zahlt laut Umfrage regelmäßig einen Teil des Gehalts in eine private Altersvorsorge ein.

Eine betriebliche Altersversorgung über den Arbeitgeber nutzen unterdessen 36%. Hier zeigen sich allerdings deutliche Unterschiede zwischen den Altersgruppen: Von den Jüngeren zwischen 18 und 24 Jahren nutzen nur 24% diese Möglichkeit, während es bei den 45- bis 54-jährigen mit 41% fast doppelt so viele sind.

Über alle Altersgruppen hinweg setzen 32% auf ein Sparkonto, und nur 7% nutzen für den früheren Ruhestand ein Zeitwertkonto. Mit diesem besteht die Möglichkeit, ein Wertguthaben für Freistellungen über einen längeren Zeitraum anzusparen. Angestellte können einen fixen Teil ihres Gehalts sowie Überstunden oder nicht in Anspruch genommene Urlaubstage in das Zeitwertkonto einzahlen, um damit zum Beispiel einen früheren Renteneintritt zu finanzieren. Interessant: Männer nutzen das Modell mit 12% viel häufiger als Frauen mit 3%.

 

Aufklärungsbedarf: Zeitwertkonto vielen unbekannt, Chance für Arbeitgeber

Tatsächlich sagt der Begriff „Zeitwertkonto“ nur gut jedem Vierten (28%) etwas – Älteren dabei weitaus häufiger als Jüngeren: Fast jeder Zweite (47%) der jüngeren Berufstätigen zwischen 18 und 24 Jahren hat den Begriff noch nicht gehört, ebenso 38% der 25- bis 34-Jährigen. Mit steigendem Alter nehmen auch die Kenntnisse über diese Möglichkeit zu. Dabei könnten sich 60% der Berufstätigen – über alle Altersgruppen hinweg – vorstellen, ein Zeitwertkonto zu nutzen, wenn der Arbeitgeber dies anböte.

Die Bedürfnisse jüngerer Generationen haben sich stark in Richtung größerer Flexibilität entwickelt. Wer als Arbeitgeber Talente anziehen will, muss sich auf diese veränderten Lebenswelten einstellen. Das Zeitwertkonto eignet sich dabei ideal, um die gewünschte Flexibilität finanziell realisieren zu können. Diese Option muss allerdings bekannt gemacht und kommuniziert werden. An diesem Punkt gibt es eindeutig noch Nachholbedarf, wie die Umfrage zeigt.

 

Junge Menschen wollen nach Corona mehr Flexibilität im Job

Die Befragten haben klare Vorstellungen davon, wie eine flexible Auszeit genutzt würde. Die Top 3 aller Altersgruppen: 1. Früher in den Ruhestand gehen (42%), 2. Längeren Urlaub/Sabbatical machen (37%), 3. In Teilzeit arbeiten (27%):

Gerade die Erfahrungen während der Corona-Krise haben bei mehr als jedem Dritten (34%) den Wunsch verstärkt, flexiblere Auszeiten im Job zu nehmen. Am stärksten ist der Drang bei jüngeren Menschen: Von den 18- bis 24-Jährigen sagen dies 41%, bei den 25- bis 34-Jährigen sogar 46%. Zum Vergleich: In der Altersgruppe über 55 Jahre sind es lediglich 19%, bei den 45- bis 54-Jährigen 27%.

 

Der Autor Christof Quiring, ist Leiter Workplace Investing bei Fidelity International in Deutschland.